Webwarengeschäft Großmann
„Die Geschäfte dieses Monats sind noch schlechter gelaufen als die des vorherigen. Ich denke, ich muss mein Haus und das Geschäft in der Schlossstraße aufgeben und in kostengünstigere Räumlichkeiten umziehen. Ich habe gehört, in der Fleischgasse soll essen etwas zur Miete geben. Diese Wirtschaftskrise wird uns alle zugrunde richten, dabei dachte ich, dass nach dem Krieg alles besser und nicht schlechter wird. Drei Jahre habe ich zwischen den Fronten Österreich-Ungarns, des Deutschen Kaiserreichs, Großbritanniens, Frankreichs und Italiens gekämpft. Doch jetzt verliere ich mein Haus und das Geschäft gleich mit. Für neuen Stoff fehlt mir das Geld. Wo soll das alles hinführen?“
Ein Gedankengang oder Tagebucheintrag Oskar Großmanns (*1880) hätte sich wohl ähnlich angehört. Es ist davon auszugehen, dass Oskar Großmann sehr unter den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu leiden hatte, sonst wäre er wohl nicht mehrere Male umgezogen. Als seine Eltern Ende der 1920-er Jahre starben, verschlechterte sich seine Lage weiter. Sein Webwarengeschäft führte er nach dem Umzug aus der Schlossstraße bis zum Boykottaufruf in der Fleischgasse 1. Er hatte in Saalfeld keine Familie und wohnte ab 1929 zur Miete in verschiedenen Häusern. Der Veteran des ersten Weltkrieges wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er zwei Jahre später ermordet wurde.